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Odyssee nach Rosenheim: Wenn die Zugfahrt aus Verona fünf Stunden länger dauert

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Von: Cordula Wildauer

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Zug der Deutschen Bahn im Bahnhof
Immer wieder gibt es Schwierigkeiten mit Zügen der Deutschen Bahn. © Jürgen/Pixabay

Es braucht keinen Streik, um mit der Bahn nicht mehr weiter zu kommen: Ein OVB-Leser erzählt von fehlendem Personal, defekten Toiletten und der Sorge, gar nicht mehr nach Rosenheim zurück zu kommen.

Rosenheim - „Es war nicht klar, wann wir zu Hause ankommen“ sagt Christian Schoger. Er arbeitet als stellvertretender Chefredakteur einer Zeitung in München, und hat mehrere Tage in Italien verbracht. Er wollte nach dem Urlaub mit seiner Lebensgefährtin nach Hause fahren - doch die Zugfahrt nach Rosenheim an einem Wochenende entpuppte sich aber als Ansammlung von fast allem, was bei einer Zugfahrt schiefgehen kann.

In dem Schreiben, die Schoger an das OVB schreibt, erzählt er von „miserabler Information, miserabler Service, miserable Sanitäranlagen, unsichtbarem Zugpersonal.“ Trotzdem macht er deutlich: „Es geht hier nicht darum, zu meckern. Aber ich bin Kunde und so ein Erlebnis möchte ich nicht noch einmal haben.“

Nehmen wir den Zug oder nicht? Verwirrung in der Bahnhofshalle

Aus diesem Grund will er seine Erlebnisse schildern. Als Schoger den Verona-Ausflug Ende März buchte, wusste er noch nichts von den Bauarbeiten, die zu Verspätungen führen würden. „Solche Verspätungen sollten in roter Schrift neben der Abfahrtszeit gekennzeichnet sein“, sagt er. Ursprünglich sollte sein EC 1280 von Verona nach Rosenheim um 17 Uhr abfahren und um 21:45 Uhr an seinem Ziel ankommen. Doch es kam anders.

„Auf der elektronischen Anzeigentafel in Verona erschien stattdessen ein Zug nach München um 17:14 Uhr. In diesem völlig überfüllten, ebenfalls mehrstündig verspäteten EC, stiegen wir mit unseren Gepäckstücken ein. Nur um nach einer Viertelstunde wieder auszusteigen, weil wir mussten“ schreibt Schoger. Der Grund: Die Zugbindung. Das Ticket galt nur für den EC 1280, nicht für andere Züge auf derselben Strecke.

Die Verwirrung entstand dadurch, dass Schoger von einem Mitarbeiter des Bahnhofs in Verona geraten wurde, den Zug trotzdem zu nehmen. Der DB-Stand in Verona war zu dem Zeitpunkt unbesetzt.

Menschen steigen in einen Zug ein
Der Zug ist endlich angekommen (Symbolbild) © Pixabay

Zugverspätung und defekte Toiletten

Also mussten die Passagiere zwei Stunden lang in der toilettenlosen Halle ohne Sitzgelegenheiten warten bis der Zug überhaupt auf der Anzeigetafel erschien. „So begaben wir uns eine Viertelstunde vor Abfahrtszeit dorthin, wo wir uns mit mehreren Fahrgästen bekannt machten, und eine zeitlich befristete Schicksalsgemeinschaft bildeten“, schreibt Schoger.

Eine unangekündigte Gleisänderung später erreicht die Gruppe ihren Zug - mit defekten oder schmutzigen Toiletten.

Züge der Deutschen Bahn
Lange Verspätungen sind bei der DB keine Seltenheit. (Symbolbild) © Jonas Reichard/Pixabay

„Manche reagierten wütend“

Doch Schoger sollte noch länger als geplant auf der Reise sein: Ein langer Lokwechsel zögert die Ankunft bis um drei Uhr hinaus. „Manche reagierten wütend“, erinnert Schoger sich.

Früh morgens kamen Schoger und seine Partnerin endlich in Rosenheim an. Er wünsche sich mehr Flexibilität seitens der Bahn. Kleine Verspätungen würden ihm nichts ausmachen, er würde öfter nach München pendeln und sei schon einiges gewohnt. Fünf Stunden Verspätung, und das ohne Toilette, seien extrem. Da wäre er mit dem Auto schneller gewesen. „Warum war das Personal hier nicht präsent genug?“ fragte er. „Das war ja kein kleiner Zug.“ Er habe das Gefühl, der Bahnkonzern würde vor solchen Problemen die Augen verschließen.

Antwort der Deutschen Bahn

Auf OVB-Anfrage hin antwortet die Deutsche Bahn: „Wir bedauern, dass die Zugfahrt nicht zur Zufriedenheit des Kunden verlief. Unser Anspruch ist, dass sich die Fahrgäste in unseren Zügen wohl und gut informiert fühlen. Wir bedauern, dass das im konkreten Fall offenbar nicht der Fall war. “ Weiterhin verweist die Sprecherin der DB darauf, dass Kunden bei Verspätung entschädigt werden können.

„Ziel ist stets, dass länger geplante Bauarbeiten rechtzeitig kommuniziert werden und sie auch in den Fahrplan einfließen. Im vorliegenden Fall handelte es sich um Baumaßnahmen in Italien und eine großräumige Umleitung über Bologna. Mehr Details liegen uns dazu aktuell leider nicht vor.“

Christian Schoger will jedenfalls das nächste Mal auf den Zug verzichten und mit dem Auto nach Verona und zurück fahren.

Schnelleres Reisen (nicht nur) nach Italien? - EU will grenzüberschreitende Zugverbindungen verbessern

Die Europäische Kommission bestätigt in einer Pressemitteilung, dass es „zahlreiche Hindernisse“ bei Zugfahrten über die Ländergrenzen hinweg gibt, nicht nur nach Italien. Deshalb wolle sie neue Strecken zwischen den Großstädten bauen und alte verbessern. Unter den zehn geplanten Strecken führen zwei von München aus nach Rom und Mailand. Laut der Pressemitteilung wolle die Kommission die grenzüberschreitenden Zugfahrten bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen.

Einige der Projekte sollen noch vor dem Sommer starten. Doch bis die ersten Ergebnisse sichtbar sind, müssen Bahnnutzer hoffen, von einem Erlebnis wie Schogers verschont zu bleiben.

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