Also mussten die Passagiere zwei Stunden lang in der toilettenlosen Halle ohne Sitzgelegenheiten warten bis der Zug überhaupt auf der Anzeigetafel erschien. „So begaben wir uns eine Viertelstunde vor Abfahrtszeit dorthin, wo wir uns mit mehreren Fahrgästen bekannt machten, und eine zeitlich befristete Schicksalsgemeinschaft bildeten“, schreibt Schoger.
Eine unangekündigte Gleisänderung später erreicht die Gruppe ihren Zug - mit defekten oder schmutzigen Toiletten.
Doch Schoger sollte noch länger als geplant auf der Reise sein: Ein langer Lokwechsel zögert die Ankunft bis um drei Uhr hinaus. „Manche reagierten wütend“, erinnert Schoger sich.
Früh morgens kamen Schoger und seine Partnerin endlich in Rosenheim an. Er wünsche sich mehr Flexibilität seitens der Bahn. Kleine Verspätungen würden ihm nichts ausmachen, er würde öfter nach München pendeln und sei schon einiges gewohnt. Fünf Stunden Verspätung, und das ohne Toilette, seien extrem. Da wäre er mit dem Auto schneller gewesen. „Warum war das Personal hier nicht präsent genug?“ fragte er. „Das war ja kein kleiner Zug.“ Er habe das Gefühl, der Bahnkonzern würde vor solchen Problemen die Augen verschließen.
Auf OVB-Anfrage hin antwortet die Deutsche Bahn: „Wir bedauern, dass die Zugfahrt nicht zur Zufriedenheit des Kunden verlief. Unser Anspruch ist, dass sich die Fahrgäste in unseren Zügen wohl und gut informiert fühlen. Wir bedauern, dass das im konkreten Fall offenbar nicht der Fall war. “ Weiterhin verweist die Sprecherin der DB darauf, dass Kunden bei Verspätung entschädigt werden können.
„Ziel ist stets, dass länger geplante Bauarbeiten rechtzeitig kommuniziert werden und sie auch in den Fahrplan einfließen. Im vorliegenden Fall handelte es sich um Baumaßnahmen in Italien und eine großräumige Umleitung über Bologna. Mehr Details liegen uns dazu aktuell leider nicht vor.“
Christian Schoger will jedenfalls das nächste Mal auf den Zug verzichten und mit dem Auto nach Verona und zurück fahren.
Die Europäische Kommission bestätigt in einer Pressemitteilung, dass es „zahlreiche Hindernisse“ bei Zugfahrten über die Ländergrenzen hinweg gibt, nicht nur nach Italien. Deshalb wolle sie neue Strecken zwischen den Großstädten bauen und alte verbessern. Unter den zehn geplanten Strecken führen zwei von München aus nach Rom und Mailand. Laut der Pressemitteilung wolle die Kommission die grenzüberschreitenden Zugfahrten bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen.
Einige der Projekte sollen noch vor dem Sommer starten. Doch bis die ersten Ergebnisse sichtbar sind, müssen Bahnnutzer hoffen, von einem Erlebnis wie Schogers verschont zu bleiben.