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Tod und unsägliches Leid: Emotionen bei Bad Feilnbacher Hilfsfahrt in die Ukraine

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Von: Peter Strim

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Bleibende Eindrücke hinterließen russische Hinterlassenschaften eines unsinnigen Krieges bei Olena Tanasevych und Eugen Thierauf während ihrer Fahrt nach Tscherkassy.
Bleibende Eindrücke hinterließen russische Hinterlassenschaften eines unsinnigen Krieges bei Olena Tanasevych und Eugen Thierauf während ihrer Fahrt nach Tscherkassy. © Strim

Unmittelbare Eindrücke eines brutalen Angriffskrieges brachte die „Ukrainehilfe Bad Feilnbach“ nach ihrer Rückkehr aus der Zentralukraine mit. Die Veranstaltung im Rathaus bewegte viele Menschen. Was die Delegation bei ihrer Hilfsfahrt in die Stadt Tscherkassy alles erlebt hat.

Bad Feilnbach – Kriege, Gewalt und Terror in Folge von Streben nach Macht und ideologischer Vorherrschaft durch Diktatoren und Despoten. All das verursacht sinnloses Töten sowie unsägliches Leid an Leib und Seele bei Soldaten und Zivilbevölkerung sowie zerstörte Häuser und Infrastruktur von Dörfern und Städten. Über Eindrücke eines unsinnigen Angriffskrieges in der Ukraine, aber auch über Hoffnung auf Sieg und Frieden der dort lebenden Menschen, berichteten Eugen Thierauf von der „Ukrainehilfe Bad Feilnbach“ und Olena Tanasevych, Dolmetscherin und Sprecherin ihrer in Bad Feilnbach lebenden Landsleute.

Anlass war eine „Humanitären Hilfsfahrt“ nach Tscherkassy, der Heimatstadt von Olena Tanasevych, wo sie bis Kriegsausbruch in einem Rehabiltitätszentrum mit Menschen mit Behinderungen arbeitete. Überrascht waren die beiden Reiserückkehrer sowie die Koordinatoren der Ukrainehilfe, zweiter Bürgermeister Josef Rauscher und Veronika Gasteiger aus dem Sozialamt, von der übergroßen Resonanz an Besuchern im Bad Feilnbacher Rathaussaal.

Veranstaltung trifft auf großes Interesse

Neben Ukrainern, die in der Kommune eine vorübergehende Heimat fanden, bekundeten Vertreter der Auer Grundschule und der Leo-von-Welden-Schule Bad Feilnbach, Vertreter von Seniorennetzwerk und VdK, Freiwillige Feuerwehr Bad Feilnbach, Bürger aus der Gemeinde sowie Christian Otto, Organisator von Lieferfahrten aus Bad Aibling, ihr Interesse. Alexsandra Klitina, ehemalige Ministerin für Kultur und Logistik unter Wolodymyr Selenskyj und aktuell Chefredakteurin der Kiew Post sowie Malerin, hatte als besonderer Gast des Abends eine Auswahl ihrer Gemälde (derzeit auch in Bad Aibling ausgestellt) als Spiegelbilder über die Grausamkeiten des Krieges in ihrer Heimat mit Dunkelheit, Vergewaltigung, Folter und Töten mitgebracht.

Mit der „Bayernhymne“ sowie der „Ukrainischen Hymne“ bedankten sich Familien aus der Ukraine bei ihren Freunden aus der Gemeinde Bad Feilnbach.
Mit der „Bayernhymne“ sowie der „Ukrainischen Hymne“ bedankten sich Familien aus der Ukraine bei ihren Freunden aus der Gemeinde Bad Feilnbach. © Strim

Ziel einer abenteuerlichen Reise war das etwa 2000 Kilometer entfernt gelegene Tscherkassy am Fluss Dnjepr, etwa 160 Kilometer von Kiew entfernt. An Bord im Kleinbus waren Sachspenden, wie Lebensmittel (auch unterstützt von der Bad Aiblinger Tafel), Medikamente, Mittel zur Blutstillung, T-Shirts, Tablets und andere notwendige Gegenstände für Menschen und Kinder mit Behinderungen und Verletzungen sowie verwundeten Soldaten in Kliniken und kämpfenden Kameraden an den Fronten.

Schüler haben eigens Waffeln gebacken

Wie Thierauf schwärmte, sei es auf den ersten Blick eine sehr schöne Stadt mit freundlichen und äußerst dankbaren Menschen. Freundliche Gesichter strahlten den Gästen aus Bad Feilnbach entgegen, von Kindern mit Behinderungen in jenem besuchten Reha-Zentrum nach Überreichen von Schoko-Osterhasen und dringend notwendigen Sachgegenständen. Schüler der 5. Klasse an der Leo-von-Welden-Schule hatten für diese Einrichtung eigens Waffeln gebacken. Ehrliche Dankbarkeit brachten verwundete „Helden der Ukraine“, von den Fronten kommend und in einer Klinik aufhaltend, den „Freunden und Helfern aus Bad Feilnbach“ entgegen.

Unverkennbar herrscht Krieg in diesem Land. Unvergessen bleiben, so Thierauf mit bedrückter Mine, für ihn die vielen Gräber mit Kreuzen und wehenden blau-gelben Fahnen neben zerstörten Straßen oder auf den vielen Friedhöfen, die auf gefallene Soldaten hinweisen. Mahnende Eindrücke hinterließen zerschossene Autos und Fahrzeuge. Ungewohnte Erlebnisse für Tanasevych waren Checkpoints der Armee, an denen Fahrzeuge kontrolliert werden. Neu für die Ukrainerin waren oftmaliger Luftalarm in ihrer geliebten Heimatstadt und im öffentlichen Park Warnschilder vor russischen Minen und Sprengfallen. Ein Open-Air-Gelände, einst Treffpunkt vieler Menschen, dient inzwischen als Art Museum mit Kriegsschrott sowie beschädigter Technik aus Minenräumaktionen.

Zusammenarbeit zwischen Katastrophenschutz und ukrainischer Armee

Unter dem Sammelsurium befinden sich auch russische Hinterlassenschaften wie menschenverachtendes Kinderspielzeug mit Sprengsätzen an Fallschirmen. Unermesslich große Leistungen vollbringen junge Burschen bei Katastrophenschutzeinsätzen, meist während ihres dreitägigen Fronturlaubs. Wie Thierauf bekräftigte, bestehe eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Katastrophenschutz und der ukrainischen Armee, etwa bei Bergung von verletzten und getöteten Bewohnern aus Trümmerfeldern von Wohngebäuden, die durch russische Raketen- und Drohnenangriffe zerstört wurden.

Die Einsätze seien angesichts unzureichender Ausrüstung oftmals schwierig. Benötigt werden neben Bekleidung und Schutzkleidung für die Rettungskräfte ebenso Wärmebildkameras und Drohnen zur Ortung von verschütteten und getöteten Opfern aus Wohnbauten, die bei feindlichen Raketen- und Drohnenangriffen in umkämpften Regionen zerstört wurden. Großer Bedarf herrsche ebenso an handlichen Feuerlöschern. Soldaten und Bevölkerung präsentieren sich äußerst patriotisch. Ihr Ziel sei ein Sieg gegen den Aggressor aus dem Kreml mit Frieden und Wiederaufbau eines zerstörten Landes. Patriotismus bekundeten die ukrainischen Bürger gegenüber ihren Bad Feilnbacher Gastgebern auf eine besondere Art.

Als Dankeschön sangen Ukrainer die „Bayernhymne“, einstudiert von Olena Zavhorodnia, zusammen mit ihren Freunden aus Bad Feilnbach und Au – und nachfolgend sangen sie die Hymne der Ukraine.

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