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Turbulentes Jahr in Wasserburg: So geht es der jüngsten Feuerwehrkommandantur in Bayern

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Von: Anja Leitner

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Seit einem Jahr im Amt: Die Feuerwehrkommandantur Wasserburg: Timo Paul (Mitte), Maximilian Labsch (links) und Heinrich Lir (rechts).
Seit einem Jahr im Amt: Die Feuerwehrkommandantur Wasserburg: Timo Paul (Mitte), Maximilian Labsch (links) und Heinrich Lir (rechts). © re

Die wohl jüngste Feuerwehrkommandantur bayernweit ist seit einem Jahr im Einsatz. So geht es Timo Paul, Maximilian Labsch und Heinrich Lir nach den Turbulenzen in der Wasserburger Wehr.

Wasserburg - Ein Jahr ist es her, dass die Feuerwehrkommandantur Wasserburg hingeworfen hat. Übernommen haben Timo Paul als Erster Kommandant, Maximilian Labsch als Zweiter und Heinrich Lir als Dritter Kommandant. Wie geht es den drei Feuerwehrlern nach einem Jahr in der vordersten Reihe?

„Es war anfangs ungewohnt für uns. Wir waren feste Mitglieder in der Mannschaft und waren es gewohnt, dass wir Aufträge bekommen - nicht andersrum. Auf einmal standen wir vorne und haben die Aufgaben verteilt. Das war erst einmal komisch“, erklärt der 28-jährige Maximilian Labsch. „Wir sind aber reingewachsen“, ergänzt der 27-jährige Heinrich Lir. „Ganz klar: Vor einem Jahr waren wir wieder Anfänger in unserem jetzigen Gebiet. Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben“, erklärt er.

Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt findet die Kommandantur „weitestgehend gut“. „Ich bekomme schnelle Rückmeldung und kann die meisten Angelegenheiten oft telefonisch klären“, sagt der 23-jährige Timo Paul. Auch der Beschluss für das neue Feuerwehrhaus am Schopperstattweg sei gefallen, „da sind wir jetzt schon ein großes Stück weiter“, zeigt sich der Erste Kommandant erleichtert. Die drei hoffen auf eine Einweihung spätestens im Jahr 2028. Doch sie wissen auch: „Der Weg bis dahin war steinig. Unsere Vorgänger haben die meiste Arbeit geleistet und hart dafür gekämpft, bis zuletzt. Wir wollen diesen Erfolg nicht auf unsere Kappe schreiben“, verdeutlicht Paul.

Kein Schonstett 2.0

Also kein „Schonstett 2.0“, wie mancher die Situation rund um das Wasserburger Gerätehaus schon beschrieben hat? „Für uns nicht“, sagen die drei Kommandanten einhellig. „Aber wir sind jetzt ein Jahr im Amt. Vorher haben wir davon nicht viel mitbekommen - die vielen Gespräche und Diskussionen, die zwischen der Stadt und den ehemaligen Kommandanten stattgefunden haben“, erklärt Paul. „Ich bin seit elf Jahren in der Feuerwehr, habe mit zwölf Jahren angefangen. Da hat man andere Dinge im Kopf. Vieles war ja noch nicht spruchreif, das wurde der Mannschaft gar nicht zugetragen“, sagt er.

Die Bürokratie, die das Amt des Kommandanten mit sich bringt, hat Paul, Labsch und Lir auch ein wenig überrollt. „Das ist schon viel, damit hatten wir ja vorher nichts am Hut. Wir sind glücklicherweise zu dritt, dann ist es nicht ganz so schlimm“, sagt der Erste Kommandant lachend. Doch einige Stunden würden schon zusammen kommen: „Ich schreibe immer mit, diesen Monat komme ich bisher - mit Einsätzen - auf über 112 Stunden“, so Paul.

Neben der Bürokratie gebe es ein weiteres Problem für die Feuerwehr: die Situation rund um den Gerätewart. „Einer alleine kann die ganze Arbeit, die anfällt, nicht bewältigen“, verdeutlicht Lir. „Wir brauchen mindestens noch einen zweiten Gerätewart, besser wäre ein dritter.“ Das Aufgabengebiet sei immens: „Sämtliche Prüfungen werden von ihm erledigt. Die Fahrzeuge - die Wasserburger Feuerwehr hat neun Einsatzwägen, die Wehr von Attel-Reitmehring vier, - Schläuche, Helmlampen, Aggregate, Leitern, TÜV-Termine, Einsatzwäsche, darum kümmert sich der Gerätewart“, zählt Paul a

uf. Auch die zeitintensive Atemschutzwerkstatt werde von ihm geführt. „Eigentlich kommen alle Feuerwehren aus dem Wasserburger Altlandkreis zu uns, um dort mit dem Kompressor die Flaschen wieder aufzufüllen. Das ist auch nicht unentgeltlich, die Stadt bekommt die Einnahmen daraus“, erklärt der Erste Kommandant.

Zweite Stelle für Gerätewart dringend benötigt

Zurzeit habe die Wasserburger Wehr überhaupt keinen Gerätewart, da Christopher Taylor, der die Stelle innehat, längerfristig ausfalle. Bislang ist unklar, wann er zurückkehren werde, so die Kommandantur. „Wir haben mehrere Minijobber, die die Aufgabe solange übernehmen. Doch die Stunden reichen bei weitem nicht aus“, erklärt Paul. „Drei Wochen im Monat übernehmen sie, dann müssen die Feuerwehrler ran - ehrenamtlich. Das kann es nicht sein. Es ist mal okay ist, auszuhelfen. Aber immer? Das ist nicht in Ordnung“, betont er. „Wir kämpfen sowieso um jeden Mann und um jede Frau, die bei der Feuerwehr mitmachen - und auch bei den Einsätzen mitfahren“, erklärt der Kommandant. Denn obwohl die Mannschaft 80 Aktive habe, seien nur ungefähr 25 Mitglieder „der harte Kern“, der immer mit ausrücke. „Das ist schon knapp“, sagt Paul.

„Wir können wirklich jeden brauchen, von zwölf bis 65 Jahren dürfen alle eintreten. Es braucht auch niemand Angst haben, etwas falsch zu machen oder sich sorgen, wenn man kein Blut sehen kann. Es gibt die vielfältigsten Aufgaben bei der Feuerwehr, wir finden für jeden das Passende. Und es wird niemand ins kalte Wasser geworfen, wir üben alles bis ins kleinste Detail“, verdeutlicht Labsch. „Wenn die Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden, ist es für alle leichter. Und die Mitgliedschaft in der Feuerwehr gibt einem so viel. Ich bin seit 2007 dabei, schon 16 Jahre. Wie man in der Mannschaft zusammenwächst, ist wirklich Wahnsinn“.

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