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„Das kann man nicht mehr toppen“: Rosenheimer wandert 4265 Kilometer am Pazifik entlang

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Von: Ruth Tadi

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Thomas Vogl erreicht den Northern Terminus Pacific Crest National Scenic Trail
Thomas Vogl erreicht den Northern Terminus © Thomas Vogl

Der Rosenheimer Thomas Vogl ist den Pacific Crest Trail von San Diego in Kalifornien nach Kanada gewandert. Am 6. März war er in der Stadtbibliothek Rosenheim zu Gast und hat von seiner spektakulären Wanderung erzählt. Im OVB-Interview verrät er, was alles in seinem Rucksack war.

Rosenheim - Fünf Nächte hat Thomas Vogl auf seinem Weg in Betten geschlafen. Den gesamten Rest - immerhin 118 Tage - in der freien Natur. Mit dem OVB hat er über seine Reise und die größten Herausforderungen gesprochen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich auf die Wanderung zu begeben? 

Vogl: Das ist die härteste Frage und die, auf die ich am wenigsten Antwort habe. Irgendwann vor 10 bis 15 Jahren, habe ich mal von diesem Trail gehört, weiß nicht wo. Und ab da hatte ich dann im Hinterkopf: „Das möchte ich irgendwann mal machen!” Es schlummerte erstmal 10 Jahre im Verborgenen, war aus unterschiedlichsten Gründen nicht möglich und dann, irgendwann 2018, passte plötzlich alles, und ich dachte mir: „Jetzt nehme ich es in Angriff!”

Sonnenuntergang in Oregon
Wunderbare Aussicht vom Timberline Lodge in Oregon © Thomas Vogl

Wie plant man so eine Wanderung?

Vogl: Zunächst mal mit jahrelanger Recherche. Facebook ist da eine ganz große Hilfe, aber es gibt auch einschlägige Webseiten, auf denen man sich informieren kann. Es gibt eine Seite von der PCTA - Pacific Crest Trail Association, die ausgiebig Informationen zur Verfügung stellt. Es gibt auch regelmäßige Stammtische, wo sich dann ehemalige und zukünftige Wanderer treffen. In der Regel finden die Treffen in München statt, jedoch gibt es Standorte in ganz Deutschland.

Da kommen Heimatgefühle auf
Levenworth, die bayrische Stadt in Washington © Thomas Vogl

Wie lange waren Sie unterwegs und wie verlief die Reise?

Vogl: Ich bin vier Monate gewandert. Der Hinflug: Ich bin von Seattle weiter nach San Diego geflogen, da sich in der Nähe auch der Startpunkt befindet.

Für einen Schlafplatz auf hoher Höhe ist gesorgt
Einer der 118 Nächte im Zelt © Thomas Vogl

Muss man für die Wanderung besonders fit sein?

Vogl: Die Fitness kommt beim Gehen. “Train as you go!”, sag ich mal. Man verbraucht am Tag rund 6000 Kalorien und die muss man auch irgendwie, zumindest annähernd, wieder reinschaufeln. Wenn sich die Möglichkeit, an einem Restaurant, an einem Schnellimbiss, in einer Tankstelle mal bietet, dann nimmt man das natürlich mit. Ansonsten gibt es Proteinriegel und sonst Fertiggerichte, Trockengerichte oder Trockensuppen.

So sorgt Thomas Vogl während der Wanderung für Nahrungsversorgung
Für Proviant ist schonmal gesorgt  © Thomas Vogl

Sind viele Wanderer unterwegs? 

Vogl: Insgesamt sind da schon viele Leute unterwegs. Es ist jedoch reglementiert: erlaubt sind 50 Starter pro Tag, um den Trail zu schützen, damit da nicht auf einmal tausend Leute am Tag über dieselbe Strecke laufen. Und um das zusätzlich ein bisschen zu entzerren, gibt es ein Zeitfenster: 1. März bis zum 31. Mai pro Tag 50 Startickets. Die Startickets gibt es im November des Vorjahres.

Ein Orchester aus Flora und Fauna
Wunderschöner Talblick © Thomas Vogl

Wie lange hat man Zeit für die Wanderung?

Vogl: Technisch limitiert ist es mit 6 Monaten, weil das Visum auf sechs Monate begrenzt ist. Ansonsten gibt es noch eine gewisse Limitierung durch die Strecke und die Jahreszeit. Man ist schon ein wenig unter Zeitdruck, also sollte man in fünf Monaten eigentlich schon durch sein. 

Was haben Sie für die Reise an Klamotten eingepackt?

Vogl: Alles was ich an Klamotten dabei hatte war eine Daunenjacke, ein Longshirt, ein kurzes T-Shirt, eine lange Hose und eine kurze Hose, zwei Unterhosen und zwei Paar Socken. Man muss natürlich unterwegs Wäsche waschen. Die Sachen sind staubig und verschwitzt, also entweder einmal durchs Wasser ziehen oder einfach in einem Gebirgsbach auswaschen. Ansonsten ist man alle paar Wochen in der Ortschaft, da gibt es auch Waschsalons.

Es wird nur das gepackt was auch wirklich gebraucht wird
Der Inhalt seines Rucksacks  © Thomas Vogl

Welche Empfehlungen/Tipps können Sie an die Leser weitergeben, die vielleicht auch mit dem Gedanken spielen, ihr eigenes großes Abenteuer zu planen?

Vogl: Es ist total schwierig, weil es zu einem sehr individuell, sprich es ist abhängig davon, was einem taugt und was einem nicht taugt, und zum anderen ist es jedes Jahr anders. Je nach Wetterlage muss auch die Ausrüstung und das Zeitmanagement anders sein. Es gibt keine allgemein gültigen Tipps.

Würden Sie die Wanderung immer wieder gerne machen und auch anderen empfehlen, sich das vorzunehmen? 

Thomas Vogl behält seine Wanderung als einzigartige Erinnerung
„Ich würde es nicht mehr machen. Nicht, weil es mir nicht gefallen hat, sondern, weil es so schön war.“ © Thomas Vogl

Vogl: Teilweise. Ich würde es nicht mehr machen. Nicht, weil es mir nicht gefallen hat, sondern, weil es so schön war. Ich bin der Meinung, das kann man nicht mehr toppen. Wer das wirklich will, soll das wirklich gerne machen, aber soll sich bitte im Vorhinein wirklich ausgiebig informieren, was einen erwartet und was man erwarten kann.

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