Das Problem wird noch Jahre bestehen
Ein Fass ohne Boden? Diese Millionensumme kostet der Umweltskandal von Natzing die Gemeinde
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Die Gemeinde Eggstätt kämpft seit über einem Jahr mit einem Umweltschaden im Gewerbegebiet Natzing. Mit zahlreichen Maßnahmen hat sie versucht, das Problem zu lösen. Der Stand der Dinge und wie es nun weitergeht.
Eggstätt – In der jüngsten Gemeinderatssitzung informiert Bürgermeister Christian Glas (FBE) die Gemeinderäte über den aktuellen Stand der Dinge. Wie mehrfach berichtet, wurde in den Oberflächenwasser- beziehungsweise Niederschlagswasserkanal im Gewerbegebiet Natzing illegal hoch PFAS-belastetes Löschmittel entsorgt. Zeugen beobachteten am 21. März 2021 den Täter, wie er die Löschflüssigkeit illegal entsorgte. Knapp zwei Wochen später konnte der Täter bei einer erneuten Einleitung festgenommen werden. Ende Februar wurde der 49-jährige Umweltfrevler zu drei Jahren Haft verurteilt. Das von ihm eingeleitete Löschmittel gelangte über den Oberflächenwasserkanal des Gewerbegebietes in ein Auffangbecken am Rande des Gewerbegebietes, dem sogenannten Retentionsbodenfilter, und anschließend in die nachgeschaltete Versickerungsanlage und damit in das Grundwasser.
Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro
Seit dem Bekanntwerden des Schadens bemühen sich die Gemeinde in Zusammenarbeit und enger Abstimmung mit dem Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, dem Zweckverband zur Unterhaltung von Gewässern III. Ordnung und Fachbüros um eine Schadensbehebung. So wurden unter anderem zahlreiche Bohrungen abgeteuft sowie Wasser- und Boden-Proben zur Erkundung des Schadens entnommen, ausgewertet und Sofortmaßnahmen zur Sanierung eingeleitet.
Allein für die Wiederherstellung des Retentionsbeckens werden vermutlich Kosten in Höhe von 800 000 Euro auf die Gemeinde zukommen, sagte Bürgermeister Glas nun in der jüngsten Sitzung. Von Bekanntwerden des Umweltschadens im April 2021 bis Ende 2022 werden voraussichtlich Ausgaben in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro anfallen.
Zusätzliche Arbeit für Bauamt
Diese Summen haben erhebliche Auswirkungen auf die gemeindlichen Finanzen, so Glas weiter. Der Rathauschef dankte in dem Zusammenhang sowohl der Verwaltung als auch den Bauhofmitarbeitern. Letztere müssten „infolge der Sanierungsmaßnahmen täglich Stunden ihrer Arbeitszeit opfern, um die Maßnahmen zu kontrollieren. Ebenso müssen täglich die Pumpen geprüft werden.“ Bürgermeister Glas rechnete vor, dass innerhalb eines Jahres von April 2021 bis April 2022 931 zusätzliche Arbeitsstunden dafür angefallen seien.
„Das sind umgerechnet – wenn man eine tägliche Arbeitszeit von acht Stunden zugrunde legt – bis dato insgesamt 116 Arbeitstage.“ Auch die Verwaltung leiste einiges: Trotz Osterfeiertagen habe man die Frist am Ostermontag, den 18. April, einhalten können, um einen Antrag auf Bedarfszuweisung nach Art. 11 BayFAG zu stellen. Denn obwohl der Täter bereits verurteilt ist, ist die Frage, wer die Kosten des Schadens und in welcher Höhe übernimmt noch nicht abschließen geklärt. Die Gemeinde muss den Täter noch zivilrechtlich verklagen, um eine Chance zu haben, an eine Sonderzahlung nach dem Finanzausgleichsgesetz zu kommen.
Belastung auch in den kommenden Jahren
Der entsprechende Antrag wird nun über das Landratsamt in Rosenheim als Aufsichtsbehörde mit entsprechender Stellungnahme an die Regierung von Oberbayern zur Entscheidung durch den Verteilerausschuss weitergeleitet, der voraussichtlich Anfang November 2022 tagen wird. Über das Ergebnis wird zu gegebener Zeit informiert.
Glas sagte weiter, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar sei, über welchen Zeitraum sich die erforderlichen Maßnahmen erstrecken werden. Auch die Frage, welche Kosten in den kommenden Jahren vielleicht sogar Jahrzehnten auf die Gemeinde zukommen, können noch nicht kalkuliert werden. Die Gemeinderäte nahmen den Sachstand zur Kenntnis. Eine Beschlussfassung war nicht nötig.