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Das Café Pauli war ihre zweite Heimat: „Hannas Tod ist ein schwerer Schlag für uns“

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Von: Rosi Gantner

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Aschau im Chiemgau trauert um die verstorbene junge Frau (23).
Aschau im Chiemgau trauert um die verstorbene junge Frau (23). © Elisabeth Kirchner

Die Erschütterung in Aschau im Chiemgau ist groß nach dem Tod von Hanna W. (23). Die junge Frau war bekannt und beliebt im Ort. Sie hinterlässt eine große Lücke - auch in ihrer „zweiten Heimat“, dem Café Pauli. Dort ist man tief betroffen. Was die Familie Kink mit Hanna verbindet - und das seit Jahren.

Aschau - „Das ist ein schwerer Schlag für uns.“ Tieftraurig und fassungslos zeigt sich Anita Kink, Inhaberin des weit über die Region hinaus beliebten Café Pauli, angesichts des Todes von Hanna W. (23). Denn die Familie Kink hat zu der jungen Frau eine ganz besondere Verbindung: Hanna hat über Jahre im Café Pauli mitgearbeitet, erst in den Schulferien, später in den Semesterferien. Sie hatte in ihrem Nebenjob als Zimmermädchen die Gästezimmer und Ferienwohnungen auf Vordermann gebracht.

Studium mit Ferienjob finanziert

„Sie war schon zur Schulzeit bei uns und dann hat sie ihr Studium mit dem Ferienjob bei uns finanziert. Wir sind alle so erschüttert“, sagt Anita Kink im OVB-Gespräch. „Sie hat eine große Lücke bei uns hinterlassen.“ Im Café Pauli haben die Familie Kink und ihre Mitarbeiter in Gedenken an Hanna bereits Kerzen entzündet, sie denken viel an sie. „Wir sind einfach nur fassungslos, dass so etwas passieren konnte.“

Rückflug nach Rumänien stand an

Und dabei ist Hanna noch gar nicht so lange weg: Vergangene Woche noch hatte sie zuletzt im Café Pauli gearbeitet, die Zimmer in Ordnung gebracht, mit ihrem Lächeln das Haus gefüllt. Am Montag, 3. Oktober, sollte es eigentlich zurückgehen zum Studium. Der Rückflug nach Rumänien, wo Hanna englischsprachig Medizin studierte, war gebucht.

Doch just in dieser Nacht auf Montag verlor sich ihre Spur. Nach einer Party im Club „Eiskeller“, der traditionell am 2. Oktober, also am Vorabend des Feiertags, sein Re-Opening nach der Sommerpause feiert. Gegen 2.30 Uhr, das ergaben die Ermittlungen der Soko „Club“, hatte Hanna den Eiskeller verlassen. Augenscheinlich allein, ohne Begleitung. Dann die große Unbekannte, ein Zeitraum von zwölf Stunden, den es nun für die Ermittler zu rekonstruieren gilt. Denn erst Montagnachmittag gegen 14.30 Uhr fand ein Passant den leblosen Körper der jungen Frau im Fluss Prien auf Höhe Kaltenbach.

Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Seither laufen die Ermittlungen der Soko „Club“ auf Hochtouren, die am Donnerstag gar von anfangs 40 auf jetzt 60 Mitarbeiter aufgestockt wurde. Um Bild- und Videomaterial zu sichten, Zeugen zu vernehmen, Hinweisen nachzugehen. „Wir haben unter anderem die digitale Forensik aufgestockt, um die Aufnahmen der Kameras im Club zu sichten“, erklärt Polizeisprecher Stefan Sonntag auf OVB-Anfrage. „Das ist sehr zeitaufwendig und dazu braucht es auch fachkundige Kollegen.“

Ebenfalls zeitintensiv für die Ermittler: Die Vernehmungen der vielen Zeugen, die mehr und mehr werden. Stefan Sonntag: „Wir ermitteln unter anderem im Freundes- und Bekanntenkreis und gehen dabei immer neuen Hinweisen nach, weshalb die Zahl der zu Vernehmenden recht groß geworden ist.“ Mit aus diesem Grund habe man auch die „Vernehmerteams“ personell aufgestockt.

Eine heiße Spur?

Ob es bereits eine heiße Spur gibt? Dazu will sich die Polizei noch nicht äußern. Nur so viel sagt Stefan Sonntag: „Wir stehen mit unseren Ermittlungen nicht mehr ganz am Anfang. Es ist aber auch noch kein konkreter Hinweis auf einen Täter dabei.“ Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehe weiterhin ein Gewaltverbrechen, wie Sonntag betont.

Kriminaldirektor Hans-Peter Butz, der Leiter der Sonderkommission „Club“, erklärte dazu Donnerstagnachmittag: „Auf Grundlage der aktuellen Einschätzungen von Experten, insbesondere der rechtsmedizinischen Untersuchungsergebnisse, gehen wir im vorliegenden Fall von einem Gewaltdelikt aus und priorisieren diese Ermittlungsrichtung. Natürlich berücksichtigen wir aber bei unseren Ermittlungen stets auch andere denkbare Fallkonstellationen, wie beispielsweise ein Unfallgeschehen.“    

Deshalb werden Taucher eingesetzt

Noch keine Erkenntnisse haben bis zum Nachmittag die seit Donnerstag eingesetzten Taucher der Bereitschaftspolizei Dachau gebracht, die den Fluss Prien von Aschau flussabwärts absuchen. „Naturgemäß werden dabei viele Dinge gefunden, auch Kleidungsstücke, es muss aber erst noch verifiziert werden, ob es tatsächlich das ist, was wir suchen“, erklärt Polizeisprecher Alexander Huber auf OVB-Anfrage. Was neben der schwarzen Lederjacke und der Umhängetasche offenbar nach wie vor unauffindbar ist: das Handy der jungen Frau. „Das fehlt nach wie vor, mitunter deshalb sind auch die Taucher am Start“, erklärt Huber.

Trauer in Aschau

Groß ist die Trauer, die Erschütterung in der knapp 6000-Seelen-Gemeinde Aschau. „Das ganze Dorf ist geschockt, einfach furchtbar“, sagt eine Aschauerin im OVB-Gespräch zur Gemütslage im Priental.

Die Lücke, die der Tod von Hanna im Freundeskreis reißt, ist ebenfalls groß. Ein Freund von Hanna beschreibt sie mit den Worten „offen, lebensfroh und herzlich“. Sie sei ein Mensch gewesen, mit dem man leicht ins Gespräch gekommen sei. „Hanna hatte kein Problem, auf Andere zuzugehen“, fügt er an. Auch Tage danach steht er wie viele andere noch immer unter Schock, ihm fällt es schwer über sie zu sprechen. Auch er kann die schreckliche Tat nicht begreifen.

Die Trauer Heimatgemeinde von Hanna ist groß. In Aschau sind am Rathaus die Fahnen auf Halbmast gesetzt.
Die Trauer in der Heimatgemeinde von Hanna ist groß. In Aschau sind am Rathaus die Fahnen auf Halbmast gesetzt. © Heinrich Rehberg

Wie ganz Aschau. Dort sind die Fahnen vor dem Rathaus auf Halbmast gesetzt. Im Foyer der Gemeindeverwaltung ist eine Kondolenz-Ecke eingerichtet, die am Donnerstag bereits regen Zuspruch fand. Mit berührenden Worten eröffnete Aschaus Bürgermeister Simon Frank die Beileidsbekundungen: „Hanna - völlig fassungslos müssen wir Abschied von Dir nehmen. Viel zu früh wurdest Du aus dem Leben gerissen! Der Familie gilt mein und unser tiefes Mitgefühl.“

Aschaus Bürgermeister Simon Frank beim Eintrag ins Kondolenzbuch zum Tode von Hanna W.
Aschaus Bürgermeister Simon Frank beim Eintrag ins Kondolenzbuch zum Tode von Hanna W. © Heinrich Rehberg

Ihr tiefes Mitgefühl, ihre Trauer äußerten in der Folge unzählige Aschauer Bürger, Freunde, Bekannte der Familie. Und immer wieder die Worte: Es ist unfassbar, so jung aus dem Leben gerissen. Die Trauer, sie sitzt tief in Aschau.

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