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Nach der Festnahme der mutmaßlichen Mutter: So geht es mit dem Findelkind weiter

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Von: Michael Weiser

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Das Licht der Welt in einem Hinterhof: Sieben Tage, nachdem ein Baby hinter einem Hotel in Rosenheim abgelegt entdeckt wurde, nahm die Polizei die mutmaßliche Mutter fest.
Das Licht der Welt in einem Hinterhof: Sieben Tage, nachdem ein Baby hinter einem Hotel in Rosenheim abgelegt entdeckt wurde, nahm die Polizei die mutmaßliche Mutter fest. © Ruth Tadi

Die Mutter befindet sich in Untersuchungshaft, ihr Baby noch im Romed-Klinikum. Die Zeit des Klinik-Aufenthalts dürfte aber bald hinter dem kleinen Mädchen liegen, heißt es. Wie es mit dem Findelkind von Rosenheim weitergeht.

Rosenheim - Nach nur einer Woche hatte die Polizei die mutmaßliche Mutter ermittelt: eine 27-jährige einheimische Frau gilt als dringend verdächtig, am Donnerstagmorgen, 9. März, ein Neugeborenes im Hinterhof des Hotels „Wendelstein“ ausgesetzt zu haben.

Während die Mutter inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, neigt sich für das mittlerweile eine Woche alte Baby der Aufenthalt im Romed-Klinikum offenbar dem Ende zu. Es ist, so hieß es, wohlauf. Laut Christian Schwalm, dem Sprecher der Stadt, steht schon eine Pflegefamilie bereit. Das Jugendamt wird das Kleinkind vermitteln.

Bereit, in die Bresche zu springen: Der Pool der Pflegeeltern

Die Behörde kann in solchen Fällen auf den Pool der Bereitschaftspfleger zurückgreifen. „Die stehen für Notfälle jeder Art zur Verfügung“, sagt Schwalm, „zum Beispiel bei Verlust der leiblichen Eltern oder bei notwendig gewordener Entnahme aus der Familie.“ Die neue Familie des ausgesetzten Mädchens werde vom Jugendamt „unterstützt und begleitet“.

Die Geschichte des Neugeborenen hatte weit über die Region Rosenheim hinaus für Aufsehen und Bestürzung gesorgt. Franz Reindl, der Eigentümer des Hotels „Wendelstein“, und einer seiner Gäste, eine Frau, hatten am Morgen des 9. März, kurz vor acht Uhr, ein Wimmern im Hinterhof gehört. Als sie sich umsahen, entdeckten sie in einer Ecke einen Stoffbeutel - mit einem Neugeborenen darin. Das kleine Mädchen war nach OVB-Informationen in ein ganz besonderes Gewand gehüllt: in ein schneeweißes Taufkleid. Der Zustand des unterkühlten Mädchens war kritisch, stabilisierte sich im Romed-Klinikum aber bald.

Das kleine Mädchen war schon kurz nach der Geburt ausgesetzt worden

Die Polizei konnte feststellen, dass das kleine Mädchen unmittelbar nach seiner Geburt im Hinterhof abgelegt worden war. Die Ermittler nahmen zahlreiche Befragungen in der Umgebung des Fundortes vor und setzten auch speziell ausgebildete Mantrailer-Hunde ein. Sie konnten auch die Bilder von Überwachungskameras in der Innenstadt nutzen und so gezielt nach der Mutter fahnden.

Experte: Keine Mutter setzt ihr Kind aus freien Stücken aus

Experten hatten sich nachdenklich geäußert und davor gewarnt, die Mutter vorzuverurteilen. Es könne passieren, dass Schwangere in eine Notlage gerieten, „die so schwierig sein kann, dass man Hilfe nicht annehmen kann oder nicht weiß, wohin man sich wenden soll“, sagte beispielsweise Dr. Tamme Goecke, Leiter Pränatale Medizin und Geburtshilfe im Romed-Klinikum. Eine Notlage könne beispielsweise durch eine psychische Erkrankung oder Druck von Außen herbeigeführt werden.

Der Vorfall trieb auch die Diskussion an, ob Rosenheim eine Babyklappe erhalten soll. Daniela Ludwig, CSU-Bundestagsabgeordnete aus Rosenheim und Schirmherrin des Fördervereins der Kinderklinik, hatte sich erst kürzlich dafür ausgesprochen. Sie bestätigte auf OVB-Nachfragen, dass sie weiterhin viel Zuspruch erhalte und der Verein immer wieder Spenden für die Einrichtung in Aussicht gestellt bekomme. „Die Zustimmung ist weiterhin sehr groß“, sagte Ludwig.

Romed-Klinikum weist auf Möglichkeit der Beratung hin

Details über den Gesundheitszustand des kleinen Mädchens vom Hotel „Wendelstein“ gibt Romed mit Verweis auf den Datenschutz nicht heraus. Stattdessen wiederholt es seinen Hinweis auf die Informationsangebote der Beratungsstellen für Schwangere und die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt im Romed-Klinikum.

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