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Wenn das Auto allein fährt - Technischer Defekt oder menschliches Versagen?

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Von: Melanie Fischer

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Unfall in Bad Reichenhall am 11. Januar
Unfall in Bad Reichenhall am 11. Januar © Leitner, BRK BGL

Autonomes Fahren mal anders: Ein kurioser Unfall ereignete sich am 11. Januar in Bad Reichenhall. Da machte sich ein Auto selbständig und fuhr führerlos in die Fußgängerzone. Wie wahrscheinlich ist es angesichts der modernen Technik, dass so etwas passiert? Oder könnte es sich um menschliches Versagen handeln? Ein Fachmann vom ADAC kennt die Antwort.  

Bad Reichenhall – Laut Pressemitteilung der Polizei Bad Reichenhall hielt die 36-Jährige Fahrerin mit ihrem Peugeot an, weil der Wagen seltsame Geräusche machte. Sie zog die Handbremse und stieg aus, um nachzusehen. Daraufhin fuhr das Auto von selbst los und prallte schließlich gegen eine Laternenabsperrung. Dort drehten die Vorderreifen weiter durch. Es entwickelten sich Hitze und Rauch. Da der Motor weiterlief, das Auto aber verriegelt war, musste die Scheibe eingeschlagen werden, um es abzustellen. Glücklicherweise wurden bei der Geisterfahrt in die Fußgängerzone keine Menschen erfasst und verletzt.

Liegt ein technischer Fehler vor?

Die Polizei ging zunächst von einem technischen Defekt aus. Viele fragen sich nun: Muss ich besorgt sein, dass mir so etwas auch passiert? Thomas Schwarz vom ADAC Südbayern wundert sich über den Fall: „Wenn die Handbremse angezogen ist, ich die Tür schließe und die Fahrbahn eben und trocken ist, darf das Auto nicht wegfahren.“ Ein möglicher technischer Fehler könne zwar etwa bei einem Sensor vorliegen, der falsche Meldungen weitergibt. Dies sei aber unwahrscheinlich. „So etwas ist uns nicht bekannt.“ In diesem konkreten Fall müsse wohl ein Gutachter den genauen Sachverhalt klären. Besonders brisant dabei: Es haftet eigentlich immer der Fahrzeugeigentümer. Dem Hersteller müsste ein Konstruktionsfehler nachgewiesen werden, was extrem schwierig ist.  

Unfall in Bad Reichenhall am 11. Januar
Bei dem Unfall entstand ein Schaden in Höhe von rund 5000 Euro. © Leitner, BRK BGL

Eine andere Ursache ist wahrscheinlicher

Allerdings komme es laut dem Fahrzeugtechniker immer wieder vor, dass sich ein Wagen aufgrund von menschlichem Versagen selbständig mache. Ein Knackpunkt sei hier die Start-Stop-Automatik: „Wenn ich stehen bleibe, geht das Fahrzeug durch Start-Stop aus. Sichere ich das Fahrzeug nicht mit der Handbremse und stelle das Automatikgetriebe nicht auf P, kann es schon passieren, dass es dann losfährt, wenn ich aussteige und die Türe schließe.“

Dieser menschliche Fehler passiere meist bei neuen oder unbekannten Fahrzeugen, also wenn man sich etwa einen Leihwagen mietet, in der Autowerkstatt ein Ersatzfahrzeug bekommt oder ein fremdes Auto von Freunden oder Verwandten fährt. „Oft wird nach der Start-Stop-Automatik das Fahrzeug nicht abgeschaltet. Die Leute denken dann, dass das Fahrzeug bereits aus ist.“

Worauf man achten soll, um so einen Vorfall zu vermeiden

„Die Gefahren, wenn ein Auto alleine losfährt, sind immens. Die eineinhalb Tonnen mähen einfach alles um.“ Um dies zu verhindern, gibt der ADAC-Mann einige Tipps:

Das größte Problem ist, dass der Mensch sich in Stresssituationen häufig falsch verhält. Ein klassisches Beispiel ist das Verwechseln von Gas- und Bremspedal oder von Vorwärts- und Rückwärtsgang, wie es auch kürzlich ebenfalls in Bad Reichenhall geschehen ist, als ein Smart ein Schaufenster in der Innenstadt durchbrach. „Im Stress denkt man, man macht alles richtig und versteht einfach nicht, warum es falsch läuft“, erklärt Schwarz. Daher sei es extrem wichtig, auch in Ausnahmesituationen Ruhe zu bewahren, um dann mit der üblichen Routine das Fahrzeug sichern zu können.

mf

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