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Ein Jahr Betretungsverbot am „Infinity Pool“: So hat sich die Natur erholen können

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Von: Heinz Seutter

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Der bei Touristen beliebte Bereich um die Gumpe im oberen Teil des Königsbach-Wasserfalls im Nationalpark Berchtesgaden ist für mindestens fünf Jahre gesperrt worden. Das hält aber scheinbar weiterhin Influencer nicht davon ab, dort für Fotoaufnahmen zu erscheinen.
Der bei Touristen beliebte Bereich um die Gumpe im oberen Teil des Königsbach-Wasserfalls im Nationalpark Berchtesgaden ist für mindestens fünf Jahre gesperrt worden. Grund war der vorherige, durch Influencer in den Sozialen Medien befeuerte, Ansturm auf das Areal. © Screenshot Instagram/Screenshot Facebook (Montage)

Zu hunderten wühlten sich, von Influencern in den Sozialen Medien angestachelt, Menschen durch geschützte Natur, um ein Foto im „Infinity-Pool“ oder „Influencer-Becken“ zu machen. Damit die Natur eine Chance auf Heilung hat, wurde vor einem Jahr eine Sperrung verhängt. Nun kann man ein erstes Fazit ziehen, wie die Regenerierung nach den menschgemachten Verwüstungen voranschreitet.

Schönau am Königssee - „Wir haben seit der Bekanntgabe der Sperrung zahllose Begehungen durchgeführt. Insgesamt scheinen es nun weniger Leute zu sein, die dort noch unterwegs sind und das merkt man halt auch: Die Natur kann sich wieder erholen. Allerdings stehen wir damit noch am Anfang: Teils sind da ja kilometerlange Trampelpfade entstanden, bei denen es noch dauern wird, bis dort wieder alles zuwachsen konnte“, berichtet Ulf Dworschak, Sachgebietsleiter für Naturschutz und Planung bei der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden. „Wie gut sich das entwickelt hat, kann man an einer Serie von ‚vorher-nachher‘-Fotos erkennen, die wir in den Sozialen Medien gepostet haben. Sie sind jeweils Ende August diesen und des vergangenen Jahres entstanden und zeigen sehr gut, wie es allmählich wieder besser wird.“

Ein Jahr Betretungsverbot am „Infinity Pool“: Natur am Königssee kann sich allmählich erholen

Die Bilder sorgen sichtlich für Begeisterung bei Nutzern der Sozialen Medien. „Wow das sind tolle Neuigkeiten, hoffen wir das es so bleibt ... nein ,das es noch viel besser wird“, schreibt etwa „krissi.chr“ unter dem Instagram-Post der Nationalparkverwaltung mit den Bildern. „So schön zu sehen, wie die Natur auch ohne uns kann“, schließt sich dem „steffi.aroundtheworld“ an. „Das zeigt, daß diese Entscheidung sehr wichtig und vorallem richtig war, kommentiert wiederum auf Facebook „Sylvie Su“. Valentina S. gibt allerdings zu bedenken: Sehr gut! Und trotzdem sind immer noch genug unbelehrbare unterwegs in diesem gesperrten Gebiet!“

Der bei Touristen beliebte Bereich um die Gumpe im oberen Teil des Königsbach-Wasserfalls im Nationalpark Berchtesgaden ist seit Ende Juni des vergangenen Jahres für mindestens fünf Jahre gesperrt worden. Damit soll der Natur Zeit gegeben werden, sich wieder zu erholen, so die Begründung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts. Über die sozialen Medien war der ehemals versteckte Ort weltweit bekannt geworden. In der Folge besuchten tausende Fototouristen die Gumpen am Wasserfall jährlich und lichteten sich darin ab. Müll, Lärm, illegale Lagerfeuer und immer wieder Rettungsaktionen für in Not geratene Besucher waren die Folge. In den vergangenen Sommern habe sich durch die Gäste ein weit verzweigtes Netz aus Trampelpfaden mit einer Länge von mindestens drei Kilometern neu gebildet, heißt es. Dadurch seien der Boden sowie die Tier- und Pflanzenwelt stark gefährdet worden.

Lage inzwischen ruhiger, aber immer noch ärgerliche Verstöße

Nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz darf grundsätzlich jeder zum Genuss der Naturschönheiten und zur Erholung alle Teile der freien Natur ohne behördliche Genehmigung und ohne Zustimmung des Grundeigentümers oder sonstigen Berechtigten unentgeltlich betreten. Dieses so genannte Betretungsrecht gilt nur für Betätigungen „im Rahmen traditioneller Formen der Freizeitgestaltung und Sportausübung, die dem Naturgenuss und der Erholung dienen“. Allerdings kann dies, unter anderem, aus Gründen des Naturschutzes untersagt oder beschränkt werden. Mit Problemen durch, ob durch Unwissenheit oder Gleichgültigkeit, sich falsch verhaltende Besucher hat man auch andernorts zu kämpfen. Wie auch im Nationalpark zerstören Touristen beispielsweise in den Sterntaler Filzen bei Bad Feilnbach teils geschützte Natur und bringen sich in dem noch immer von Schächten durchzogenen ehemaligen Torf-Abbaugebiet in Gefahr.

„Wie gesagt, inzwischen scheint es ruhiger geworden zu sein“, fährt Ulf Dworschak von der Nationalparkverwaltung fort. „In den Hochzeiten sind ja teils Leute von überallher hierher gekommen und haben sich zu hunderten durch Unterholz gewühlt. Inzwischen sind es weniger, aber immer noch unerfreuliche Fälle, die wir feststellen müssen.“ Ende Juni sorgte ein Fall von Wildcampern für Aufsehen, der bei weitem nicht der einzige dieser Art dort ist. Sieht man sich unter den früher von Influencern und Nutzern gewählten Hashtags für spektakuläre Fotos aus dem „Influencer-Becken“ um, scheinen diese drastisch zurückgegangen zu sein. Wie schon unmittelbar nach der Sperrung weisen weiterhin Nutzer diejenigen, die solche Bilder weiterhin posten häufig auf die Problematik hin. „Respektiert unsere Regeln zum Betretungsverbot am Königsbachfall!!!“, schreibt sich etwa eine Nutzerin unter einem entsprechenden Post einer tschechischen Influencerin sichtlich die Wut aus dem Bauch.

hs

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