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Bad Reichenhalls neues Tourismuskonzept „So(u)leness“ - was verbirgt sich dahinter?

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Von: Melanie Fischer

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Sehenswürdigkeiten in Bad Reichenhall
„So(u)leness“ ist der Vorschlag für die neue Kampagne der Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing GmbH (BRM). © Collage Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing GmbH

„So(u)leness“ – was ist das, werden sich viele fragen. Unter dem Begriff möchte die BRM die Marke Bad Reichenhall vertiefen. Was sich genau hinter dem Begriff verbirgt und wie er an die Touristen gebracht werden soll, erklärte ein Berater kürzlich im Stadtrat. Was meint Ihr dazu?

Bad Reichenhall - „Wir hatten bereits im letzten Jahr einen Workshop mit Gastgebern und einem Beratungsunternehmen, bei dem sich eine gemeinsame 360-Grad-Kampagne mit dem Arbeitstitel ‚So(u)leness‘ herauskristallisiert hat“, erklärt Florian Becker, Prokurist der Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing GmbH (BRM) auf Anfrage von BGLand24.de. Im Stadtrat präsentierte am 28. März Arnold Oberacher von der Beraterfirma Conos die neue Kampagne. Schließlich ging es ja darum, die Stadträte zu überzeugen, damit der BRM dafür ein Sonderbudget von 300.000 Euro zuteil wird.

„Die belebendste Alpenstadt Deutschlands“ soll ausgebaut werden

Ausgangspunkt war in dem Vortrag die Dachmarke: Bad Reichenhall ist die „belebendste Alpenstadt Deutschlands“. So wurde die Stadt auch die letzten Jahre vermarktet. Oberacher entwarf ein Bild von Bad Reichenhall, in dem es zum einen um Tradition und Geschichte geht. Passend hierzu etwa die Saline und die Predigtstuhlbahn. Andererseits habe die Stadt auch moderne Akzente wie etwa Wellness in der Therme oder Kulturveranstaltungen. Bad Reichenhall verspreche „eine der längsten Regenerations- und Vitalisierungstradition und Kultur aus der Kraft des Alpensalzes“, so Oberacher. Die klassische touristische Zielgruppe seien „genussvolle Gemeinschafts-Genießer“, also Menschen über 50 ohne Kinder. Mehr Beachtung sollen aber in der Kampagne auch unter 25-Jährige erfahren, die Oberacher „young spirit in good old, romantic places“ nennt.

Sole, Seele und Wellness - So(u)leness

So(u)leness soll nun all diese Eigenschaften in einem Wort vereinen. Zum einen ist die Sole, also die „Kraft des Alpensalzes“ mit ihrer Tradition enthalten, zum anderen beinhaltet der Begriff das englische Wort für Seele, der es gut gehen soll. Außerdem erinnert das Suffix -ness an Wellness. Der Ausdruck So(u)leness sei ein Alleinstellungsmerkmal und einzigartig in Deutschland, so der Berater.

Um den Ausdruck „So(u)leness“ sichtbar zu machen, schlug Oberacher sowohl kommunale als auch betriebliche Maßnahmen vor. Zum einen könnte man bekannte Angebote wie die Therme oder Gradieranlage zusätzlich mit dem Begriff versehen. Zum anderen soll auch bei Entdecker-Stationen und Touren „So(u)leness“ auftauchen. Zusätzlich könnte man Merchandising-Sets produzieren. Veranstaltungen wie Aktiv-Frühling, Relax-Sommer oder Genuss-Advent soll auch das Wort vorangestellt werden. In den Betrieben könnte man passende Produkte wie Bücher und Beauty-Artikel anbieten. Wellness, Hotelzimmer und Gastro-Gerichte würden ebenso das Naming bekommen.

„Der Begriff ist ein Störer, der aber eine Identität hat“

Im Stadtrat wurde die Kampagne mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (CSU) fand sie „außerordentlich positiv. Ich bin dazu bereit, dass wir das Projekt angehen. Wir haben jetzt die Markenstrategie, jetzt braucht es ein Umsetzungskonzept.“ Daher wollte er wissen, was die weiteren Schritte seien. Oberacher erklärte, dass zunächst einmal alle hinter dem Konzept stehen müssten. Zu Beginn würden vier oder fünf Umsetzungsschritte genügen.

„Was bekommen wir denn für dieses Budget?“, wollte Friedrich Hötzendörfer (FWG) wissen. Wie viel Geld für die einzelnen Maßnahmen anfällt, konnte Oberauer nicht beantworten. Lung erklärte, dass es an diesem Abend darum gehe, die Skeptiker zu überzeugen. Mit dem Vortrag sollten zunächst nur die Inhalte vermittelt werden. Die Kosten und der Beschluss würden dann später folgen.

Rainer Hüller (Grüne) äußerte klar, dass er mit dem Wort „So(u)leness“ nichts anfangen kann: „Gibt es keinen Begriff aus der deutschen Sprache? Bei Bergerlebnis Berchtesgaden weiß ich, was mich erwartet. Ich wünsche mir einen anderen Titel für die Stadt.“ Oberacher gab zu: „Es ist ein mutiger Weg. Denn der Begriff ist ein Störer, der aber eine Identität hat.“ Dennoch würde „So(u)leness“ genau die Salzkompetenz beschreiben. „Das ist irritierend und provozierend, aber stimulierend in der Wahrnehmung von Menschen.“ Bergerlebnis hingegen sei austauschbar.

Als Alleinstellungsmerkmal fand Dr. Pia Heberer (Grüne) das Wort nicht schlecht. „In der Vergangenheit ist viel an Papier passiert, das ist jetzt die Umsetzung.“ Nachdem viele Kommunen und Städte nach Corona sehr Gas gegeben haben, solle Bad Reichenhall nicht zu lange warten.

Manfred Hofmeister (Bürgerliste) mahnte vor vorschnellen Entscheidungen. Zunächst brauche es einen Kopf für die Tourismus GmbH. Er wolle nichts lostreten, ohne dass dieser beteiligt wird. Daher sein Vorschlag, „dass wir das mit der neuen Geschäftsführung auf den Weg bringen.“

Rund 20 Zuschauer waren zur Sitzung gekommen. Diese sprach Sebastian Renoth (CSU) direkt an: „Sie im Auditiorium müssen was machen. Sie können nicht einfach sagen: Der Stadtrat will nicht. - Sie müssen wollen. Der Stadtrat wird Geld zur Verfügung stellen. Jetzt müssen Sie anpacken. Wir müssen wirkliche Aktionen und Aktivitäten zeigen.“ Zum Ende des Tagesordnungspunktes klatschten die meisten Zuschauer.

mf

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