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Curvy-Model aus Oberbayern: Theresa startet durch – „Musst dir ein dickes Fell wachsen lassen“

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Von: Carina Zimniok

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Blonde Haare, blaue Augen: Theresa Frömberg wird von Agenturen auf der ganzen Welt gebucht.
Blonde Haare, blaue Augen: Theresa Frömberg wird von Agenturen auf der ganzen Welt gebucht. © Violeta by Mango

Schon als Kind wollte Theresa Frömberg Model werden. Jetzt erfüllt sich die 26-Jährige aus Berglern diesen Traum. Sie startet als Curvy-Model durch.

Erding – Theresa Frömberg trägt Größe 42 bis 44 und ist ein angesagtes Curvy Model – ihre Kurven gehören zu ihr wie ihr hübsches Gesicht und die blonden Locken. Sie steht für bekannte Modemarken vor der Kamera und läuft bei der Berliner Fashion Week, die am Freitag, 13. Januar, begonnen hat, vielleicht sogar auf dem Laufsteg. Wir haben mit der 26-Jährigen aus Berglern im Kreis Erding über ihre Karriere gesprochen – und sie nach Tipps für Frauen gefragt, die mit ihrem Körper unzufrieden sind.

Curvy-Model Frömberg liebt das Leben zu sehr, um sich einschränken zu wollen

Sie sind ein erfolgreiches Model – war das schon Ihr Kindheitstraum?

Frömberg: Ja, tatsächlich. Meine Omi hat mich zu meinem allerersten Fotoshooting für die „Bravo Girl“ nach München gefahren. Ich wurde gebucht und habe gemerkt, dass ich das kann. Aber das Thema Gewicht war für mich auch schon immer präsent. Ich habe in der Zeit zwischen zwölf und 14 Jahren immer versucht, mein vermeintliches Traumgewicht zu realisieren. Der Knackpunkt war ein unschönes Erlebnis bei einer Model-Agentur in München. Dort haben sie mir gesagt: Theresa, vom Gesicht her nehmen wir dich sofort – aber insgesamt bist du uns zu breit. Ich hatte so was geahnt, obwohl ich damals dünner war als heute. Aber das war schon krass.

Was hat das mit Ihnen gemacht?

Frömberg: Ich habe danach gesagt, ich bewerbe mich in einem Jahr wieder und bis dahin nehme ich ab. Die Bewertung meines Gesichts hat mich bestätigt – ich hatte nur noch das Hindernis Körper zu überwinden. Ich habe es geschafft, mit viel Sport und anderer Ernährung. Aber ich habe auch gemerkt, dass mein Körper das nicht mitmacht. Ich konnte dieses Gewicht nicht halten. Ich genieße das Leben gerne und möchte nicht immer drauf achten, was ich essen darf. Und, und das war die wichtigste Erkenntnis, ich hätte mich so einschränken müssen, dass ich nicht mehr ich selbst war.

Theresa Frömberg: Mit der Omi zum Casting nach Holland

Dann hat Sie dieses harte Urteil über Ihren Körper gestärkt. Andere treibt es in die Magersucht.

Frömberg: Ich habe mich eher damit abgefunden. Und ich habe meinen Model-Traum so gut wie an den Nagel gehängt, habe mein Fachabitur gemacht und Hotel- und Tourismusmanagement studiert. Für mich stand fest: Ich möchte bleiben, wie ich bin. Aber ich habe trotzdem immer wieder ans Modeln gedacht.

Und irgendwann waren Sie zurück im Spiel.

Frömberg: Dann kam die Bewegung auf, die auf kurvige Frauen wie mich schaut. Ich schrieb eine Agentur in Holland an. Mit meiner Omi bin ich zum Casting nach Amsterdam gefahren. Ich wurde tatsächlich unter Vertrag genommen, mein erster Job war gleich für Mango in Barcelona.

Ihre Familie hat Sie also immer unterstützt?

Frömberg: Ja, total. Meine Omi war mein Glücksbringer und fast schon berühmt, weil sie mich zu vielen Castings gebracht hat. Meine Mama stand auch immer bedingungslos hinter mir – aber sie wollte mich nie in eine Branche hineinreden, die so sehr auf Körpermaße achtet. Als das Thema Curvy Model aufkam, waren meine Eltern erleichtert, dass ich mich nicht für irgendwen verbiegen muss. 

Karrieresprung: Theresa Frömberg war mit diesem Bild im „Curvy Magazine“.
Karrieresprung: Theresa Frömberg war mit diesem Bild im „Curvy Magazine“. © Oliver Spies

Das erste Mal auf einem überlebensgroßen Plakat – „ein unbeschreibbares Gefühl“

Wie läuft es seither?

Frömberg: Ich musste mich dann schon hocharbeiten, was die Gage und die Kunden betrifft. Corona hat vieles auf null gestellt. Aber seit 2022 mache ich auch große Kampagnen, ich war in London, meine Agenturen sind auch in New York, Mailand, Schweden und Belgien. Der coolste Job bislang war vor Weihnachten in Kapstadt, da habe ich zwei Frühlingskampagnen für Amazon Fashion und C&A gemacht. Und im Februar war ich für C&A auf Gran Canaria.

Wie fühlt es sich an, wenn Sie sich überlebensgroß auf einem Plakat sehen?

Frömberg: Das ist ein unbeschreibbares Gefühl, jedes Mal ein Ereignis. Das hört auch nicht auf – du denkst dir ja nicht: Ach, ich schon wieder!

Immer mehr Modeketten zeigen ihre Kleidung auch an Curvy Models. In manchen Läden stehen fülligere Schaufensterpuppen. Woher kommt der Trend?

Frömberg: Die jüngere Generation trägt mehr dafür Sorge, dass jeder so sein kann, so leben kann, wie er möchte. Das hat nicht nur was mit dem Körper zu tun, sondern auch mit Liebe und Selbstliebe. Das Problem: Ist es nur ein Trend oder bleibt es? Es gibt leider viele Marken, die kurvige Models nur zeigen, um offen zu wirken. Ich würde mir wünschen, dass mehr Marken moderne Styles auch für kurvige Frauen normalisieren – und eben nicht nur wallige Klamotten, die alles verdecken.

Sie haben Kleidergröße 42 bis 44. Bekommen Sie für Ihre Figur auch fiese Kommentare?

Frömberg: Ich habe das noch nicht erfahren. Mein Instagram-Kanal ist eher klein, bislang habe ich nur positive Reaktionen bekommen. Ich kenne aber Kolleginnen, die echt damit zu kämpfen haben. Das ist wirklich fies.

Theresa Frömberg: „Ich konzentriere mich jetzt voll auf das Modeln“

Sie präsentieren auch Unterwäsche. Mussten Sie sich dazu überwinden?

Frömberg: Ehrlich gesagt schon, die Ängste habe ich auch immer noch. Du musst dir in dieser Branche ein dickes Fell wachsen lassen. Aber du lernst: Sie buchen dich nicht ohne Grund. Der Kunde weiß vorab die Maße und kennt deinen Körper von Fotos. Wenn sie dich buchen, passt du offensichtlich zur Marke.

Haben Sie Vorbilder?

Frömberg: Ja. Besonders inspiriert mich Sarina Nowak, die als sehr dünnes Model bei „Germany’s Next Topmodel“ im Fernsehen mitgemacht hat und jetzt in den USA eine steile Karriere als Plus-Size-Model hinlegt.

Wie geht es für Sie weiter?

Frömberg: Ich bin 26 und erst am Anfang. Aber ich konzentriere mich jetzt voll auf das Modeln. Ich bin gerade auf der Fashion Week in Berlin, meine erste überhaupt. Ich bin so aufgeregt! Ich mache bei den Castings mit und dort entscheidet sich, ob ich auf den Laufsteg darf. Das wäre mein erster Job vor Publikum.

Viele Frauen quälen sich gerade zum Jahresanfang mit ihrem Gewicht und fassen irgendwelche Abnehm-Vorsätze. Was rufen Sie denen zu?

Frömberg: Liebt euch selbst! An dieser Selbstliebe sollte man arbeiten und nicht ständig seinen Körper schlechtmachen. Der Körper gehört zu uns und er trägt uns durch unser Leben. Man muss sich wohlfühlen. Wenn man sich nicht mehr wohlfühlt, muss man etwas ändern. Aber ich wiege mich seit einem Jahr nicht mehr, weil ich auf mein Gefühl hören möchte.

Das Interview führte Carina Zimniok.

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