Kunstminister Markus Blume im Interview
„Dieser Raub muss ein Weckruf sein“ - Werden Bayerns Kunstschätze bald besser geschützt?
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In einem spektakulären Raub stahlen Einbrecher einen zwei Jahrtausende alten Schatz aus dem Kelten Römer Museum in Manching. Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur. Welche Konsequenzen sollten aus dem Einbruch gezogen werden? Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) im Interview.
Manching - Entsetzen nach dem Kunstraub in Manching: Noch immer fehlen aussichtsreiche Spuren der Täter, die den Goldschatz aus dem Kelten- und Römer-Museum gestohlen haben. Angesichts der Professionalität der Attacke warnt Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) davor, die Täter zu unterschätzen, die für den Raubzug offenbar das ganze Telefonnetz der Region lahm legten.
Blume (47) kündigt im Interview mit unserer Zeitung ein komplett neues Sicherheits-Konzept für Bayerns Kunstschätze an. Der Minister, seit Februar im Amt, warnt: Kunstraub wird der neue Bankraub, betrieben von organisierten, professionellen und skrupellosen Banden.
Keine Sicherheitsleute, die Alarm-Kabel großflächig durchtrennt, der Raub erst nach Stunden bemerkt – wie blauäugig darf man sein?
Markus Blume: Der Fall Manching ist ein Schock. Wir erleben den Verlust eines einmaligen Kulturschatzes – der größte Kelten-Goldfund im 20. Jahrhundert. Wir müssen alles tun, um die Täter zu fassen und den Schatz in das Museum zurückzubringen. Manching muss aber auch ein Weckruf sein. Uns wurde vor Augen geführt, dass Kunsträuber nicht mehr davor zurückschrecken, die kritische Infrastruktur einer ganzen Region lahmzulegen.
Selbstkritisch: Bayerns Kultur ist zu lax bewacht?
Markus Blume: Das ist mir zu pauschal. Wir müssen uns diesen Fall noch genauer ansehen. Aber klar ist: Die Sicherheitskonzepte der Museen in ganz Bayern, staatlich wie privat, müssen sofort auf den Prüfstand. Wir haben es mit einer neuen Täter-Generation zu tun. Was früher der Bankraub war, scheint inzwischen der Museumsraub zu sein. Wir müssen die Sicherheit erhöhen, ohne unsere Museen zu Hochsicherheitseinrichtungen werden zu lassen.
Sie rechnen mit weiteren Raub-Versuchen?
Markus Blume: Wir müssen darauf vorbereitet sein und unsere Kulturgüter von Weltrang schützen. Deshalb will ich das Schutzkonzept für Bayerns Kulturschätze umfassend aktualisieren. Dazu gehört, dass wir die kritische Infrastruktur im Umfeld der Museen besser schützen müssen. Alarmsysteme haben unabhängig von Telefonkabeln zu funktionieren. In Einzelfällen werden künftig vielleicht nur noch Kopien ausgestellt und die allerwertvollsten Stücke bleiben im Safe. Bayern wird außerdem die Experten-Beratung unserer Museen gegen Kunstraub ausbauen. Und, das ist parallel eine Lehre aus den Klima-Protesten, wir werden noch öfter Glasscheiben vor Kunstwerke einsetzen müssen.
Also braucht es ein Umdenken in der gesamten Branche?
Markus Blume: Man ist bisher davon ausgegangen, dass Täter davor zurückschrecken, Exponate von überschaubarem materiellen, aber kunsthistorisch extrem hohem Wert zu rauben oder zu beschädigen. Die Erkenntnis des Jahres 2022 ist leider auch hier: Man muss mit allem rechnen.