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Kritische Studie zur Helmpflicht für Radfahrer

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Von: Martina Lippl

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Fahrradhelm
Helmpflicht: Mehr Schaden als Nutzen. © Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.

Macht eine allgemeine Helmpflicht für Fahrradfahrer Sinn? Eine aktuelle Studien der Universität Münster kommt zu einem verblüffenden Ergebnis.

Ein Fahrradhelm kann vor schweren Kopfverletzungen schützen, daran zweifelt wohl niemand. Doch in einer aktuellen Studie stellt der Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Gernot Sieg von der Universität Münster den Nutzen einer generellen Helmpflicht für Radfahrer in Frage. Sie würde demnach sogar eher Schaden anrichten, da Sozial- und Gesundheitsausgaben steigen.

Volkswirtschaftlich macht eine Helmpflicht keinen Sinn

"Selbstverständlich kann es aus Sicht eines einzelnen Radfahrers ratsam oder sinnvoll sein, einen Helm zu tragen", sagt Gernot Sieg. "Volkswirtschaftlich betrachtet, wäre die Einführung einer verbindlichen Regelung für alle Radfahrer jedoch nicht sinnvoll."

Was kostet die Helmpflicht?

In seiner Untersuchung hat der Wissenschaftler die Schutzwirkung eines Fahrradhelm und die Folgen einer Helmpflicht nach verschiedenen Faktoren in Euro berechnet. Sieg hat dafür die Auswirkung einer Helmpflicht in Deutschland genau untersucht.

Demnach würden laut Siegs Rechnung mit einer Helmpflicht in Deutschland rund 570 Millionen Euro eingespart: es gäbe weniger schwere Kopfverletzungen und Unfalltote. Außerdem würden die Menschen auf für sie sicherere Verkehrsmittel - beispielsweise auf das Auto und den öffentlichen Nahverkehr - umsteigen. Dieses Verhalten würde weitere 123 Millionen Euro einsparen.

Neun von zehn Deutschen tragen keinen Helm

Lassen die Deutschen das Rad aber wegen der Helmpflicht stehen, hat das negative Folgen für die Gesundheit. Die Gesundheitskosten würden aufgrund vermehrter Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf 473 Millionen Euro steigen.

Denn, mit einer Helmpflicht würde die Summe der geradelten Kilometer um 4,5 Prozent, nach Berrechnungen von Prof. Dr. Gernot Sieg, zurückgehen. Im schlimmsten Fall wäre ein Rückgang bis zu 20 Prozent möglich.

Außerdem nimmt die Belastung für die Umwelt (Umweltkosten (11 Millionen Euro) zu. Auch die Anschaffungskosten für die Helme (315 Millionen Euro) schlagen zu Buche.

Das Ergebnis

Insgesamt ergibt sich durch die Einführung einer Helmpflicht ein gesamtgesellschaftlicher Verlust von 278 Millionen Euro pro Jahr.

Die Verbesserung der Verkehrssicherheit, so Gernot Sieg, sei zwar ein wichtiges politisches Ziel. Statt einer Helmpflicht könnten aber auch andere Maßnahmen das Fahrradfahren sicherer machen: Tempolimits, eine bessere Überwachung des Verkehrs oder der Ausbau des Fahrradwege-Netzes. Auch wie bei der Helmpflicht empfiehlt Sieg eine Kosten-Nutzen-Analyse, um zu sehen welche Instrumente sich für die Gesellschaft auszahlen würden.

Die Studie wird im Fachmagazin "Transportation" veröffentlicht. Nachzulesen ist sie unter www.wiwi.uni-muenster.de/ivm.

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