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Zwei Helden im Schnee

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Die Polaris ATVs sind Nutzfahrzeuge – aber mit Tendenz zum Männerspielzeug. © Kruse

Schnell, sanft und kraftvoll: Die Polaris ATVs sind ganz besondere Nutzfahrzeuge. Andreas Thieme hat den Ranger ausprobiert und kräftig Schnee geräumt.

Es ist ein Männertraum, ganz klar. Das weiß auch Offroad-Experte Christian Kopp vom Team Diel. Mit ihm bin ich in Hohenrunn unterwegs – tief verschneit liegt das Munitionsdepot vor uns. Kein Mensch weit und breit, dafür 30 Zentimeter Neuschnee auf den Waldwegen. Mit brummendem Motor stehen unsere Gefährten bereit: ein Polaris Ranger 800, überdacht, der andere ein Sportsman 850 XP – es sind kompakte Geländefahrzeuge, die jeden Untergrund überwinden. Die Vorgabe lautet: Gasgeben und die Grenzen ausloten. Und los geht’s …

Wir fahren die Schneeräumer hoch und düsen ohne Fahrspur über einen Hügel hinweg. Mit dem Allradantrieb kein Problem – die ATVs (All Terrain Vehicles) liegen sicher auf dem vereisten Waldboden und rutschen kein Stück vom Weg ab. Kein Wunder bei 26 Zoll großen und zehn Zoll breiten Reifen. Ein Auto hätte hier wohl keine Chance und würde ausbrechen oder stecken bleiben.

Ganz klar: Der Ranger ist für’s Gelände gemacht. Hauptsache loser Untergrund – auf Kies, Schotter und Schnee bringt er seine Stärken voll ein: Kraft, Dynamik und Beweglichkeit. Dabei wiegt er rund 500 Kilo. Selbst Hänge und Geröll sind kein Problem. „Da, wo du mit dem ATV nicht mehr hinkommst, brauchst du einen Hubschrauber“, sagt Kollege Kopp.

Auch die Kurvenlage ist griffig, trotz Schnee und Eis. Der Knackpunkt beim Fahren: „In der Kurve muss man Gas geben statt bremsen wie beim Auto“ – denn hinten ist der Antrieb starr. Beide Räder treiben immer in der gleichen Rotation nach vorne an. Wichtig auch: in Kurven nach innen lehnen und den Schwerpunkt etwas nach unten verlagern, sonst könnte das ATV samt Fahrer nach außen umkippen.

Der Spaß beginnt, wenn man per Knopfdruck von Allrad (4x4) auf Heckantrieb (2x4) umschaltet. „Jetzt kannst du im Schnee driften“, erklärt der Offroad-Experte. Das bedeutet: Wie Colt Seavers mit seinem legendären Jeep kann man das Heck ausbrechen lassen – und nimmt die Kurve im rechten Winkel. Davon kriegt man nicht genug! Das Driften klappt auch auf der Stelle, wenn man voll einlenkt: Dann drehen die Reifen durch und das Schnee-Spaß-Mobil feuert in großen Kreisen um sich selbst. Das geht natürlich nicht in der Stadt. Aber abseits befestigter Straßen, zum Beispiel, mit viel Schnee …

Solche Momente beweisen: Die Polaris ATVs sind Nutzfahrzeuge – aber mit Tendenz zum Männerspielzeug. „Zwei Drittel werden zum Freizeitvergnügen genutzt. Hauptmarkt sind die USA“, erklärt Kopp. Fans würden sagen: Mit seinen 850 Kubik und SOHC Zweizylinder-Motor EFI ist der quirlige Sportsman XP perfekt zum Cruisen. Zwischen 35 und 45 PS sowie rund 90 km/h Spitzenleistung bringt die 500er-Klasse auf die Straße – bei Preisen ab 8000 Euro, inklusive 680 Kilo Anhängelast. Mit Spezialausrüstung wie Seilwinde, elektronischer Servolenkung EPS und Schneeschild ist der Preis nach oben hin offen.

Im Alltag setzten vor allem Hausmeister auf die Geländemobile und nutzen sie zum Schneeräumen und Salzstreuen in Wohnanlagen. So wie unseren Allrounder Ranger 800 EFI: Schneeschild, Fahrerkabine, Heizung sowie Koffer mit Rückenlehne lassen sich zusätzlich einbauen (Basisfahrzeug rund 17.500 Euro, mit Extras 24.000 Euro, der kleinere 400er beginnt bei 12.790 Euro) – zudem gibt’s die ATV-Modelle auch als Zwei,- Drei- oder Sechssitzer. Der Vorteil des Rangers: „1000 Quadratmeter Schnee räumt er in 15 Minuten“, sagt Kopp. Mit der Hand dauert das locker zehnmal so lang. Auch Jäger, Förster und Futtermitteldienste nutzen die maschinelle Unterstützung. Für harte Arbeit gemacht, fährt der Ranger dabei aber sanft und kraftvoll.

„Zum Fahren ist kein zusätzlicher Führerschein notwendig. Klasse 3/B genügt“, sagt Kopp. Wichtig ist entsprechende Schutzkleidung, vorgeschrieben aber nur der Helm. Ideal sind Jacke, Hose und Stiefel sowie Textilfunktionsbekleidung – ähnlich wie beim Motorsport.

Nach drei Stunden ist klar: Der Ranger ist riesig, räumt Schnee wie ein Großer – und bringt richtig Spaß. Das Beste: Er ist auch für die Straße zugelassen.

Andreas Thieme

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