Ampel springt auf Gelb: Stoppen oder lieber noch schnell Gas geben?
Wer auf eine gelbe Ampel zufährt, sollte bremsen. So weit die Theorie. In der Praxis kommt es aber auf die jeweilige Situation an.
Das erlebt jeder Autofahrer immer wieder: Man fährt auf eine grüne Ampel zu, kommt näher, fragt sich: Schaffe ich das noch? Und dann die Antwort. Nein. Jedenfalls nicht mehr bei Grün. Denn die Lichtzeichenanlage springt auf Gelb. Was, solange nicht ohnehin ein anderes Auto vor einem bremst, zu einer der wichtigsten Entscheidungen im Autofahrer-Alltag führt: Stoppen oder durchstarten?
Ampel springt auf Gelb: Stoppen oder durchstarten?
Die Rechtslage ist jedenfalls schwammig. Wer das „das Gelblicht nicht beachtet, obwohl eine gefahrlose Bremsung möglich gewesen wäre“, dem drohen zehn Euro Bußgeld. Schlimmer noch: Er riskiert, bei Rot in die Kreuzung einzufahren – und damit nicht nur einen Unfall. Sondern gemäß dem aktuellen Bußgeldkatalog auch bis zu mehreren Hundert Euro Geldstrafe, einen oder zwei Punkte im Flensburger Fahrteignungsregister, sowie einen Monat Fahrverbot (was unter anderem vom genauen Zeitpunkt abhängt).

Die Möglichkeit der „gefahrlosen Bremsung“ vor der Haltelinie (und wirklich erst dort) ist jedenfalls genau der Knackpunkt der Entscheidung. Dafür gibt es keine rechtliche Regelung, das ist Gefühlssache. Etwas bei der Einordnung helfen aber die Fragen und richtigen Antworten aus der theoretischen Führerschein-Prüfung.
Dort tauchen zwei unterschiedliche Situationen mit den entsprechenden Fragen auf:
- 1. „Sie fahren mit ungefähr 40 km/h. Etwa 40 Meter vor Ihnen wechselt die Ampel von „Grün“ auf „Gelb“. Wie verhalten Sie sich?“ Die richtige Antwort lautet: „Anhalten“.
- 2. „Sie fahren mit ungefähr 40 km/h. Etwa 10 Meter vor Ihnen wechselt die Ampel von „Grün“ auf „Gelb“. Wie verhalten Sie sich?“ Die richtige Antwort lautet: „Weiterfahren“.
Beide Fälle sind natürlich eindeutige Beispiele, zumal das Bild im zweiten Fall noch einen Lkw zeigt, der von hinten drohend drängelt. Gefahrlose Bremsung nicht möglich, klare Sache. Aber was ist bei 20 Meter Abstand bei schneeglatter Fahrbahn bei 50 km/h?
Dann kann nur das Gefühl, der berühmte „siebte Sinn“, entscheiden. Die Möglichkeit der „gefahrlosen Bremsung“ ist allerdings das einzige Kriterium, das für den Fahrer entscheidend ist – nicht etwa die gesparte Fahrzeit oder das knappe Erreichen eines Termins, wenn man noch gerade so bei „Dunkelgelb“ durchrutscht. Und womöglich andere Verkehrsteilnehmer (etwa Fußgänger an diesen sehr speziellen Ampeln) gefährdet.
Ampel springt auf Gelb: Wenn noch möglich, bitte bremsen
Damit hätte sich auch die Option „Durchstarten“ erledigt. Denn wer sogar noch extra Gas (oder Strom) geben muss, um einen Rotlichtverstoß zu vermeiden, der hätte wohl auch noch locker anhalten können. Wer aber kurz vor der Haltelinie „Gelb sieht“ und mit seinem normalen Tempo weiterfährt, hat kaum etwas zu befürchten. Schließlich hat er noch drei bis fünf Sekunden Zeit, bevor die Ampel Rot zeigt.
Die Dauer des Gelblichtes hängt von der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf der jeweiligen Straße ab:
Erlaubte Höchstgeschwindigkeit | Dauer der Gelbphase |
---|---|
Bis 50 km/h | 3 Sekunden |
60 km/h | 4 Sekunden |
70 km/h | 5 Sekunden |
Über 70 km/h | Ampel in der Regel nicht vorgesehen |