Comeback einer Legende: Der Toyota Corolla ist zurück und wir haben ihn getestet

Nach zwölf Jahren Pause kommt der Toyota Corolla wieder. Als Limousine und als Kombi. Als Benziner und als Hybrid. Nur einer kommt nicht mehr: der Diesel. Wir durften den neuen Corolla schon fahren.
Der Auris ist tot - es lebe der Corolla. Auf der Beliebtheitsskala rangierte der Auris zu Lebzeiten nicht unbedingt ganz oben, dementsprechend mau waren auch die Verkaufszahlen. Und so zogen die Japaner die Reißleine, holten einen fernöstlichen Klassiker zurück aus der Versenkung.
Denn der Vorgänger des Auris, der jetzt auch wieder der Nachfolger ist, war ein echtes Erfolgsmodell. Der Corolla überdauerte über zehn Generationen in allen möglichen Varianten und Karosserieformen - und eroberte sich so den Titel des meist verkauften Autos der Welt.
Das Design des Toyota Corolla überzeugt
Doch zurück zum aktuellen Corolla: Bis zur B-Säule sind sie eineiige Zwillinge. Nichts unterscheidet den Hatchback (Stufenheck) vom Kombi, den Toyota auf gut Denglish Touring Sports nennt.
Und das ist gut so: Denn mit dem Design ist den Japanern ein progressiver Wurf gelungen. Ein echtes Charaktergesicht haben sie dem Corolla da aufgesetzt. Durch den riesigen trapezförmigen Kühler wirkt er wie ein gefrässiger Guppy. Passend dazu die nach innen immer schmaler zulaufenden (LED-)Scheinwerfer-Augen, die das verwegene Aussehen noch unterstreichen.
Klarer Punkt für Toyota! Ein Auto mit auffälligen Ecken und Kanten, kein stromlinienförmiger Mitläufer im Design-Einerlei der Kompaktwagen.

Auch hinten am Heck haben es die Japaner krachen lassen. Hier zwinkern die zweigeteilten weit auseinander liegenden Rückleuchten frech in die Landschaft, Schultern und Hinterbacken sind kantig, fast schon wuchtig, aber trotzdem stimmig modelliert. Der Hatchback kann optisch noch aufgepeppt werden mit einer optionalen Zweifarblackierung, die vor allem in der klassischen Kombination Rot-Schwarz edel aussieht.
Verschweigen wollen wir aber auch nicht den Dritten im Bunde, den Sedan, also die klassische Limousine, die in Deutschland kaum eine Rolle spielen wird. Stufenheck und Kombi teilen sich mit 47 respektive 45 Prozent den Markt auf.
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Toyota Corolla nicht als Diesel
Beim Antrieb bleibt sich Toyota treu. Kein Diesel, nur ein 1,2-Liter-Turbo-Benziner mit vier Zylindern und 116 PS ist als Handschalter im Programm (5,5 Liter auf 100 Kilometer). Dazu zwei Automatik-Hybridler mit 122 PS Systemleistung und Fabelverbrauchszahlen von 3,4 Liter und eine Sportversion mit 180 PS Systemleistung und Spurtwerten von 7,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 (Verbrauch: 3,7 Liter).

Im Fahr- und Verbrauchstest zeigt sich jedoch schnell, dass wir die anvisierte drei vor dem Komma bei den Hybriden trotz sparsamer Fahrweise auf Autobahn und Landstraße nicht ansatzweise erreichen konnten. Fünf Liter - darunter geht nichts. Und auch das Beschleunigen hat nicht unbedingt richtig Spaß gemacht. Das langatmige Getriebe, schon immer ein Fun-Killer bei den Toyota-Hybriden, ist zwar besser geworden, so richtig zünden will es aber immer noch nicht.
Toyota Corolla: Große Verbesserung bei der Fahrdynamik
Nur bei der Fahrdynamik hat der Corolla erheblich zugelegt. Das Chassis ist leichter und steifer ausgefallen, der Schwerpunkt wurde um einen Zentimeter abgesenkt. Dank dieser Neuerungen und der Mehrlenker-Hinterachse, fährt sich der Kompakte so präzise und messerscharf wie ein Sushimeister den Fisch zerteilt. Die Federung ist angenehm hart, aber trotzdem komfortabel. Man spürt Straße und Auto im richtigen Verhältnis, jederzeit direkt und immer Herr der Lage.

Praktisch fällt die Beladung beim neuen Corolla aus. Zum einen gibt es keine störende Ladekante, und wenn man die Rücksitze umlegt, ist die Fläche flach wie ein Brett. Ergibt beim Kombi ein Ladevolumen von 1.606 Liter (nicht umgeklappt: 598 Liter). Das ist ordentlich in dieser Klasse und in der Ausführung auch noch clever gemacht. Den Ladeboden kann man beispielsweise für dreckige Fracht umdrehen, auf der anderen Seite ist er abwaschbar gummiert. Der Leerraum darunter wird normalerweise mit dem Ersatzreifen besetzt. Wer auf dieses schon fast vorsintflutliche Feature verzichten kann und will, hat dort Platz für einen ganzen Koffer, handgepäcktauglich immerhin.
Damit sind wir beim Innenraum, der dank eines längeren Radstandes von 2,70 Meter im Kombi und 2,64 Meter in der Limousine üppiger ausfällt. Bei der Sitzprobe hatten zwei Erwachsene auch hinten bequem Platz, durchaus tauglich auch für die Langstrecke. Wäre nur der Einstieg nicht, den man in gebückter Haltung mit eingezogenem Kopf absolvieren muss, weil die Dachlinie wie bei einem Coupé relativ steil abfällt.
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Wenig Schnick-Schnack im Cockpit
Im Cockpit dominiert japanische Nüchternheit, eine Ästhetik, die vor allem der Praxis dient. Deshalb sind hier auch noch ein paar Knöpfe und Tasten angebracht, zum Beispiel für die Lautstärke oder für die Klimaanlage. Muss ja nicht wirklich alles in den Touchscreen-Menüs versteckt werden.
Wirklich gelungen ist das HUD, also die Projektion bestimmter Fahrzeugdaten auf die Frontscheibe. Klar lesbar, nicht überfrachtet, kann man hier das Wichtigste erfahren, im wahrsten Sinn des Wortes, ohne auf Digital-Tacho oder zentralem Bildschirm sehen zu müssen und dadurch abgelenkt zu werden.

Sollte man sich aus der Zubehörliste gönnen, auch weil die reduzierte Navi-Grafik im HUD mehr als praktisch ist. Ebenfalls ein Muss ist die JBL-Soundanlage, die mit ihrem erdig-basslastigen Sound und den ausgewogenen und klaren unverzerrten Höhen mit zum Besten gehört, was wir jemals im Auto gehört haben.
So viel kostet der Toyota Corolla
Womit wir schon bei Preis und Ausstattung wären. Wie bei Japanern üblich ist die Basisvariante schon mal recht ordentlich. Hier kostet der Benziner 20.990 Euro, der Kombi schlägt mit 1.200 Euro Mehr zu Buche. Den 1,8-Liter Hybrid kann man ab 27.990 Euro kriegen, mit 2.000 Euro mehr ist man bei der schärferen 2,0-Liter-Variante dabei.
Unser Fazit zum Toyota Corolla
Toyota baut nicht mehr nur vernünftige umweltgerechte Autos zu einem vernünftigen Preis, sondern hat auch wieder Design und Emotion entdeckt. Eine fast unschlagbare Kombination.
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Rudolf Bögel